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REPARIEREN STATT WEGWERFEN

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„Es tut uns leid, aber für dieses Modell führen wir keine Ersatzteile mehr.“ Hast du das auch schon als Antwort erhalten, als etwas Altbewährtes und Liebgewonnenes repariert werden sollte? Genauso ging es mir vor Kurzem.

Auf den 25. Geburtstag schenkten mir meine Eltern einen Samsonite Rollkoffer. Er war wohl nicht ganz günstig gewesen, dafür war es ein wirklich tolles, qualitativ hochwertiges Modell. Gut dreissig Jahre lang war der Koffer mein treuer Begleiter auf unzähligen Reisen und Abenteuern. Er hatte dafür die perfekte Grösse.

Auf einem schneenassen Trottoir mit Streusplit passierte es dann. Die äussere Gummischicht des einen Rad zerbröselte. Der Koffer rollte zwar noch, aber nun lief das Hardplastikrad auf der einen Seite direkt auf der Strasse. Es war nun eine Frage kurzer Zeit, dass das beim anderen Rad auch passieren würde. Der Koffer war noch in bestem Zustand, aber das mit dem Rollen war nun natürlich vorbei.

„Kein Problem“, dachte ich. „Es ist ja eine gute Marke, die sicher auch Koffer repariert.“ Aber dem war nicht so. Aber sie hätten tolle neue Modelle im Angebot, kam als Rückmeldung. Wegschmeissen? Meinen Koffer, der abgesehen vom Rad noch wunderbar erhalten war? Sicher nicht.

Auftritt FabLab Luzern

Zum Glück kenne ich dank dem Zukunftslabor CreaLab auch als Dozentin der HSLU Wirtschaft die Leute vom FabLab. Sofort durfte ich mit dem „den Patienten“ dahin gehen. Samsonite macht es einem nicht ganz leicht, an die Radbefestigungen heranzukommen. Aber für die FabLab Profis war das wohl die einzige Herausforderung in diesem Fall.

 

Die Lösung: Rasch waren zwei Inlineskate Räder organisiert. Die Halterung, in der die Radachse (eine Schraube) läuft, musste jedoch genau passen. Aber dafür wurden 3D-Drucker ja erfunden. Nach dem Vermessen waren die Teilchen rasch produziert. Die insgesamt benötigte Druckzeit beliefen sich auf 51 Minuten, d.h. CHF 5.- inkl. Material. Dazu kamen noch die Kosten von CHF 8.- für die beiden Inlineskate Räder. Nun noch mit handwerklichem Geschick „operieren“ und der Koffer war wieder wie neu. Wie neu? Nein, genau gesehen ist er jetzt besser als neu.

Und das Fazit dieser Geschichte?

Don’t panic: Geplanter Obsoleszenz kann mit „reparieren statt wegwerfen“ (Slogan von Repair Café Schweiz) entgegen gewirkt werden – das entdecken heute immer mehr Leute. Mein Koffer jedenfalls rollte noch nie so geschmeidig wie auf seinen beiden neuen Inline-Rädern. Zwischendurch blitzt das funkige Grün der 3D-Drucker-Halterung hervor. Cool, einfach, funktional top. Und ich habe meinen Koffer noch lieber als vorher.

Danke, FabLab Luzern! Ihr seid wahrlich fab.

Erfahrungsbericht von Ursina Kellerhals